No Disconnect - a response to issues raised / Antworten auf einige Fragen

Met dank overgenomen van N. (Neelie) Kroes i, gepubliceerd op dinsdag 13 december 2011.

[English version below]

Viele Bürger haben die Mühe auf sich genommen und auf die Information über meine Einladung an Karl-Theodor zu Guttenberg reagiert, mir im Rahmen unserer “Freiheit im Internet (No Disconnect)”-Strategie zuzuarbeiten: Über Twitter, durch offene Briefe sowie durch ausführliche Kommentare auf diesem Blog. Leider kann ich nicht auf jede Reaktion gesondert antworten obwohl ich alle sehr ernst nehme. Ich bin froh, dass das Internet eine so schnelle und vielfältige Rückmeldung ermöglicht und ich möchte auf demselben Wege antworten.Lassen Sie mich erstens in Erinnerung rufen, dass es hier um die “Freiheit im Internet (No Disconnect)” und ihre Ziele geht. Die leidenden Menschen, denen wir damit helfen können haben für mich Priorität.

Meine Einladung an Karl-Theodor bei dieser Arbeit zu helfen, war meine Idee. Es geht darum denjenigen zu helfen, die nicht die Gelegenheit haben, Kritik (über das Internet oder auf anderem Wege) so zu äußern wie Sie es gestern und heute getan haben. Ich habe während seiner Zeit als Minister mit Karl-Theodor zusammengearbeitet und ihn als jemanden mit Ideen kennengelernt. Wir brauchen jemanden mit internationaler Perspektive und Kontakten wie er sie hat, um die Umsetzung der Strategie voranzutreiben, jemanden der die sicherheits- und außenpolitischen Aspekte dieses Vorhabens versteht. Andere Personen und Menschen sind dadurch nicht ausgeschlossen; ganz im Gegenteil geht es mir um Zusammenarbeit und die Schaffung von Fähigkeiten an der Basis.

Einige von Ihnen haben bereits die Namen verschiedener Aktivisten vorgeschlagen, die wir kontaktieren sollten: Vielen Dank dafür, wir nehmen dies gerne an. Ich beglückwünsche alle die in diesem Bereich arbeiten, besonders diejenigen vor Ort. Es gibt so viele mutige und einfallsreiche Personen und Organisationen die wertvolle Arbeit leisten. Diese Einladung verringert ihren Beitrag in keiner Weise und es soll auch ihre Arbeit nicht behindern. Ein Bestandteil von Karl-Theodors Rolle wird darin bestehen, Kontakt zu ihnen aufzunehmen, damit ihre Arbeit die Unterstützung findet die sie braucht und die Anerkennung die sie verdient. Umgekehrt hoffe ich, dass diese Aktivisten uns ihre Ideen und Erfahrung mitteilen können.

Viele von Ihnen haben, zweitens, Anstoß an den Vorgängen um Karl-Theodors Doktorarbeit genommen. Meine Einladung an ihn bedeutet nicht, dass ich Plagiate guthieße. Zu diesem Thema muss ich ihn selbst sprechen lassen. Ich weiß dass wir alle Fehler machen die wir hinterher bedauern und dass der einzige Weg für Menschen und Gesellschaften darin besteht, Vergangenes aufzuarbeiten und zu vergeben und sich auf die Zukunft zu konzentrieren. Meiner Ansicht nach hat er bereits für seinen Fehler bezahlt, er hat alle seiner Ämter niedergelegt und sein Doktortitel wurde ihm entzogen. Meine Einladung betrifft deshalb was Karl-Theodor für die Menschen in repressiven Staaten tun kann, nicht seine eigene Vergangenheit.

Ein anderer Punkt: Man muss nicht mit allen seinen früheren Aussagen zur Netzpolitik übereinstimmen. Alle ernsthaften Menschen sind sich darin einig, dass Kinderpornographie bekämpft werden muss. Ich weiß sehr gut dass es verschiedene Meinungen darüber gibt, wie dies online am besten zu bewerkstelligen ist. Gerade weil es sich um ein sehr stark emotionalisiertes Thema handelt finde ich es wichtig, diese Debatte ruhig und rational zu führen.

Ich hoffe allerdings dass Sie mir darin zustimmen werden, dass diese Debatte sehr wenig mit der Situation von Menschen in undemokratischen Ländern zu tun hat. Mit der Situation von Menschen deren Zugang zu Kommunikationsnetzen behindert, blockiert oder ausgespäht wird um Grundrechte einzuschränken und politische Opposition zu unterdrücken.

Drittens möchte ich gern, wie Montag bereits gesagt, die Bedingungen seiner Aufgaben klarstellen: Er wird nicht bezahlt, er bekommt keine eigenen Mitarbeiter und es gibt auch sonst keine Sonderbehandlung. Er wird mich in persönlichem Auftrag beraten. Wir werden die Kosten gering halten und ich kann Ihnen versichern, dass ich dennoch viel von ihm verlange.

Lassen Sie mich dennoch noch mal den Kontext erklären: in den vielen verschieden Bereichen der Digitalen Agenda beraten mich bereits einige Persönlichkeiten; wie z. B. beim Thema Pressefreiheit und -vielfalt, junge Unternehmer, Cloud Computing oder die Zukunft der Medien. Das sind Menschen aus Deutschland und der ganzen Welt, Menschen aus allen Parteien oder auch ohne Partei. Ich meine, dass es wichtig ist, mich von verschiedenen Seiten mit unterschiedlichen Sichtweisen und Fachwissen beraten zu lassen - ob im Bereich der Technologie, Internet Aktivisten, Außenpolitik; Gesundheitspolitik oder was auch immer.

Betrachten Sie meine Einladung also bitte als das, was es ist: eine Einladung an eine weitere talentierte Person die hilft, Ideen für Freiheit im Internet einzubringen. Lassen Sie sich durch diese Person nicht in Ihrer Meinung hinsichtlich der No-Disconnect-Strategie, der Digitalen Agenda oder gar der Europäischen Kommission beeinflussen. Dazu ist die Welt zu komplex: Beurteilen Sie Karl-Theodor aufgrund der Beratung die er liefert - beurteilen Sie mich und machen Sie mich verantwortlich für die Entscheidungen, die ich in Anbetracht seines Rates treffe.

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No Disconnect - a response to issues raised

Many of you have taken the trouble to respond to yesterday’s announcement of my invitation to Karl-Theodor zu Guttenberg to assist me in our “No Disconnect” Strategy: through Twitter, through open letters, and through extensive comments on this blog. I am not able to respond to each one individually. But I take them seriously, I value the opportunity the Internet gives you to voice those concerns, and I believe they deserve a response.

First, what is most important to me is the No Disconnect Strategy itself. Because my focus is on people who are suffering, and people whom we can help.

My invitation to Karl-Theodor to help me take this work forward is my choice, and it’s about how we can help people who struggle without the most basic rights you can think of. In the past I’ve worked personally with him, and I know he is capable of coming up with and delivering excellent ideas. I also know that we need someone with his international outlook and contacts to help us push these issues forward: someone who understands the highly relevant security and foreign affairs world. This does not preclude other people and ideas from being involved; far from it, I want to build grass-roots coalitions and capacities.

Some of you have already suggested names of activists we should get in touch with: thank you for doing so, we will follow up. I congratulate those who are working in this field, especially those on the ground. There are individuals who are so brave and resourceful, and organisations doing great work. This invitation does not diminish their achievement in any way; nor should it inhibit their work. Part of Karl-Theodor’s role will be to reach out to those people, to ensure that their work gets the proper support and recognition. And so I hope those people are able to share their ideas and experiences.

Second, others have taken issue with actions or decisions Karl-Theodor has taken in the past. My invitation does not mean that I condone plagiarism. I leave him to answer questions about his PhD thesis. But I do know that all of us make mistakes we regret, and that the only way individuals and societies can move forward is through recognition, forgiveness and focussing on good things that can be done in the future. He has paid the price, resigning from all political offices and being stripped of his doctoral degree. So my invitation is about what Karl-Theodor can do for suffering people in the future, not what you or I think about his past.

Meanwhile, one does not need to agree with all his past statements about internet policies while he was German Minister for the Economy. While all serious people share the goal of tackling child pornography, I accept that there are different views about the right way to do so online. And this debate needs to be calm and rational precisely because it is a very emotive topic.

But I hope you would agree this is far, far from the situation that people continue to face in non-democratic countries. These are people whose access to communications networks has been inhibited, blocked or spied on merely to repress fundamental freedoms and silence political dissent. And it is this that will be the focus of his work.

Third, let me clarify the conditions of his position, as I stated on Monday. There is no payment, no staff, no special treatment. He will be providing advice and assistance to me in a personal capacity. We will keep costs to a minimum, and I can assure you I’ll squeeze him for every good idea and every piece of feedback he has.

So I’d like to put this issue in its perspective. Across the digital agenda spectrum, quite a few people already advise and assist me in different areas, on media freedom and pluralism, young entrepreneurship, cloud computing, media futures, and others. People from Germany and across the world; people from all different political parties and those of none. Because I believe in taking advice from a wide spectrum, and linking together the many different stakeholders from different areas of expertise - whether that expertise is in technology, Internet activism, foreign affairs, healthcare or whatever.

So, please see my invitation for what it is: adding one more person with talent to the good ideas and the momentum for internet freedom. Don’t let this one choice determine your overall view of this strategy, nor of the Digital Agenda, nor the European Commission. The world is more complex than that. Judge Karl-Theodor ultimately on the quality of the advice he provides. Judge me, and hold me accountable, for the decisions I take on the basis of that advice.