Ein Meilenstein für die Entwicklung - der Countdown läuft

Source: N. (Neven) Mimica i, published on Tuesday, October 6 2015.

Ein Ende und zugleich ein Anfang

Nach Monaten und Jahren gründlicher Vorbereitungen, intensiver Verhandlungen und harter Arbeit seitens aller Beteiligten ist es nun so weit: der Sondergipfel der Vereinten Nationen beginnt, auf dem die neuen Ziele für nachhaltige Entwicklung verabschiedet werden sollen. Schon bei der Landung in New York ist klar, dass die nächsten drei Tage alles andere als normal sein werden. Unzählige Vertreter von Regierungen, internationalen Organisationen, der Zivilgesellschaft, der Wirtschaft und der akademischen Welt kommen zur 70. Generalversammlung der Vereinten Nationen zusammen und allen ist die historische Tragweite unseres Auftrags bewusst.

Wir sind am Ende eines ganz außergewöhnlichen Prozesses angelangt, der so weitreichend und inklusiv wie noch keiner zuvor war. Auf dem Gipfeltreffen werden wir die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung verabschieden, die den Weg für die internationale Zusammenarbeit und Entwicklung bis 2030 vorzeichnet. Dies ist ein historisches Ereignis und ein bahnbrechender Erfolg, und ich bin stolz, dass die Europäische Union mit Unterstützung ihrer Mitgliedstaaten, der EU-Institutionen und anderer wichtiger Akteure dazu beigetragen hat.

Wir haben in den vergangenen 15 Jahren einen langen Weg zurückgelegt, seitdem sich die internationale Gemeinschaft auf die Millenniumsentwicklungsziele - kurz die MDG - geeinigt hat, um die Armut zu verringern und das Leben der Menschen in den Entwicklungsländern zu verbessern. Mit diesen Zielen wurde viel erreicht. So wurde z. B. das Ziel der Halbierung der extremen Armut sogar deutlich vor dem anvisierten Zeitpunkt verwirklicht. Allerdings waren die Fortschritte in der Welt nicht überall gleich. Beispielsweise wurden in Asien viele der Ziele erfüllt, während in Afrika die Umsetzung im Rückstand ist.

Daher müssen die neuen Nachhaltigkeitsziele über die Millenniumsentwicklungsziele hinausgehen. Die Welt hat sich seit 2000 stark verändert. Die neuen Ziele müssen auch sozial, wirtschaftlich und ökologisch ausgerichtet sein, wenn sie wirklich nachhaltig sein sollen. Das Abschlussdokument, das in New York angenommen werden soll („Transforming our world: the 2030 Agenda for sustainable development“), zeugt vom Engagement der internationalen Gemeinschaft, gemeinsam die Herausforderungen, vor denen wir stehen, anzugehen und für eine bessere Zukunft für Mensch und Erde zu sorgen. Die Bandbreite und der Umfang der Ziele sind ehrgeizig und anspruchsvoll, aber zeigen auch die Entschlossenheit zur Einleitung des notwendigen Wandels, damit die Welt Kurs auf Nachhaltigkeit nimmt.

In der Agenda 2030 wurden insgesamt 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung und 169 Unterziele festgelegt (http://www.globalgoals.org/). Sie betreffen Bereiche wie Armut, Ungleichheit, Ernährungssicherheit, Gesundheit, Klimawandel, nachhaltiger Verbrauch und nachhaltige Produktion, aber auch Gleichberechtigung und rechenschaftspflichtige Institutionen. Entscheidend ist, dass es sich um eine universale Vereinbarung handelt, die für alle Länder gilt. Wir alle sind daran beteiligt und wir alle tragen gemeinsam die Verantwortung für ihre Umsetzung.

Die EU hat im Post-2015-Prozess von Anfang an eine führende Rolle gespielt. Wir sind bereit, diese neue Agenda bei uns in vollem Umfang umzusetzen und andere dabei zu unterstützen, dasselbe zu tun. Dass die EU-Mitgliedstaaten erneut das Ziel bekräftigt haben, im zeitlichen Rahmen der Agenda 2030 0,7 % des Bruttonationaleinkommens für öffentliche Entwicklungshilfe bereitzustellen, ist ein klarer Beleg für das Engagement der EU zur Unterstützung ihrer Partnerländer bei der Verwirklichung der Nachhaltigkeitsziele.

Ich fühle mich sehr geehrt und es spornt mich an, dass ich in dieser für die internationale Entwicklung so wichtigen Phase das Ruder der Entwicklungspolitik der EU in der Hand halten darf. Noch nie zuvor hatte die internationale Gemeinschaft eine solche Chance, durch ihr Handeln so viel zu verändern. Ich bin der festen Überzeugung, dass die Agenda 2030 mitsamt den Nachhaltigkeitszielen die Wende bringen kann. Sie ist zwar ehrgeizig, aber realistisch.